Heute ist Weltbienentag. Letztes Jahr haben wir über die Grausamkeiten der Bienenzucht berichtet und ein paar einfache Möglichkeiten aufgezeigt, wie jeder etwas für die Bienen tun kann. Heuer wollen wir auf das Bienensterben aufmerksam machen.

Das Bienensterben ist nicht nur ein abstraktes Umweltthema, sondern eine direkte Bedrohung für die Gesundheit unserer Ökosysteme und die Sicherheit unserer Nahrungsmittelversorgung. Während Bienen oft als niedliche Insekten wahrgenommen werden, die Honig produzieren und Blumen bestäuben, ist ihre Rolle im natürlichen Gleichgewicht unersetzlich. Ein Drittel unserer Nahrungsmittelproduktion hängt von der Bestäubung durch Bienen ab. Doch die weltweite Bienenpopulation schrumpft dramatisch, und die Ursachen dafür sind vielfältig und alarmierend.

Die Fakten zum Bienensterben

In Europa und der Schweiz sind die Zahlen erschreckend. In der Schweiz sind etwa 30 % der Wildbienenarten bedroht, und in vielen Teilen Europas verzeichnen Imker einen drastischen Rückgang ihrer Bienenvölker. Die Ursachen für diesen Rückgang sind mannigfaltig: Pestizide, insbesondere Neonicotinoide, die in der Landwirtschaft verwendet werden, sind eine der grössten Bedrohungen für die Bienen. Diese Chemikalien wirken sich direkt auf das Nervensystem der Insekten aus und beeinträchtigen ihre Fähigkeit, zu navigieren und Nahrung zu finden.

Zusätzlich tragen der Verlust von Lebensräumen durch Monokulturen und die Zerstörung natürlicher Lebensräume erheblich zum Bienensterben bei. Bienen benötigen eine Vielzahl von Pflanzenarten, um sich zu ernähren, und können in kargen, von Pestiziden belasteten Umgebungen nicht überleben. Der Klimawandel verstärkt diese Problematik, da er die Blütezeiten von Pflanzen verändert und die Verfügbarkeit von Nahrungsquellen für die Bienen einschränkt.

Die ethischen und ökologischen Konsequenzen

Das Bienensterben hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf die Tiere und die biologische Vielfalt insgesamt. Bienen spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem, da sie zur Bestäubung von Pflanzen beitragen, die nicht nur für uns Menschen, sondern auch für zahlreiche andere Tiere wichtig sind. Wenn Bienen verschwinden, betrifft das nicht nur die Pflanzenwelt, sondern auch die Tierarten, die auf diese Pflanzen angewiesen sind – von Vögeln über Insekten bis hin zu kleinen Säugetieren. Der Verlust der Bestäuber hat somit weitreichende Auswirkungen auf das gesamte ökologische Gleichgewicht.

Ein weiterer ethischer Aspekt ist die Rolle der Bienen in der industriellen Landwirtschaft. Die kommerzielle Nutzung von Bienen, besonders in der Bienenzucht und der massenhaften Bestäubung von Monokulturen, führt zu einer grossen Belastung für die Tiere. Bienen werden in grossen Zahlen transportiert, unter extremen Bedingungen gehalten und ausbeutet, um profitabel die Erträge in der Landwirtschaft zu steigern. Diese Praktiken widersprechen grundlegenden Tierrechtsprinzipien, da sie die Bienen als reine Produktionsmittel behandeln und ihre natürlichen Bedürfnisse und ihr Wohlbefinden ignorieren.

Das Bienensterben zeigt uns einmal mehr, wie verletzlich die natürliche Welt ist, wenn wir Tiere und die Umwelt nur aus einer wirtschaftlichen Perspektive betrachten. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir als Gesellschaft Verantwortung tragen, nicht nur für unsere eigenen Bedürfnisse, sondern auch für das Wohl aller Lebewesen auf diesem Planeten.

Wie die SRF-Dokumentation das Thema beleuchtet

Die SRF-Dokumentation „Das Bienendilemma – Zwischen Profit und Artenschutz“ geht eingehend auf die Ursachen und Folgen des Bienensterbens ein und zeigt die Herausforderungen, vor denen die Bienen heute stehen. Die Dokumentation beleuchtet nicht nur die ökologischen Aspekte, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Dimensionen des Problems. Sie liefert wertvolle Einblicke in die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Bienenpopulationen und regt zum Nachdenken über Lösungen an.

Hier kannst du die vollständige Dokumentation ansehen:

Was können wir tun?

Die gute Nachricht ist, dass wir alle etwas gegen das Bienensterben tun können. Der Schutz der Bienen beginnt im eigenen Garten. Durch die Anpflanzung von bienenfreundlichen Blumen, Sträuchern und Kräutern können wir den Bienen helfen, ausreichend Nahrung zu finden. Auch der Verzicht auf Pestizide in unseren Gärten und die Unterstützung der biologischen Landwirtschaft sind wichtige Schritte. Die Politik ist jedoch gefordert, strengere Vorschriften für den Einsatz von Pestiziden zu erlassen und den Schutz von Wildbienen und anderen Bestäubern in der Landwirtschaft zu fördern.

Zudem sollten wir unseren Konsum überdenken: Produkte, die auf nachhaltige und bienenfreundliche Anbaumethoden setzen, verdienen unsere Unterstützung. Der Verzicht auf Honig ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die kommerzielle Ausbeutung von Bienen zu vermeiden und alternative, pflanzliche Süßungsmittel zu bevorzugen.

Fazit

Das Bienensterben ist eine der grössten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Ohne Bienen steht die Zukunft vieler Pflanzenarten und damit auch unserer Nahrungsmittelversorgung auf dem Spiel. Jeder von uns kann einen Beitrag leisten, sei es durch die Wahl nachhaltiger Produkte, die Förderung der Artenvielfalt oder die Unterstützung von Initiativen, die sich für den Schutz der Bienen einsetzen. Der Weltbienentag sollte uns nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Handeln anregen – für die Bienen und für eine lebenswerte Zukunft.

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